Mit Rückschlägen umgehen - das hat Simone Feichtinger definitiv gelernt! Die österreichische Mountainbike-Fahrerin war schon früh sportbegeistert: Reitsport, Schifahren und Biken zählten schon immer zu ihren Interessen. Nach der Diagnose eines inoperablen Bauchgewächses, 2009 gab die mutige Oberösterreicherin nicht auf sondern blieb am Mountainbiken dran. Sie hat 2015 eine Bronzemedaille bei der 12 h Mountainbike-Europameisterschaft, eine Goldmedaille bei der 12 h Mountainbike-Europameisterschaft (2er-Damen) und nebenbei an einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt (Salzkammergut-Trophy) teilgenommen. Wir haben Simone zu ihren Zielen, Motivation und ihren Erfolgen befragt:
Meine Leidenschaft fürs Mountainbiken habe ich schon vor längerer Zeit entdeckt. Ich war um die 24 als ich bei der Mountainbike-Weltmeisterschaft zugesehen habe. Ich war fasziniert - vor allem von der Leistung der Siegerin, die mit einem riesigen Vorsprung ins Ziel gekommen ist. Es freut mich, dass ich Jahre später die gleiche Radmarke als Supporter gewinnen konnte. Die Siegerin von damals fährt nach wie vor die gleiche Marke - sie ist noch immer eine der besten Fahrerinnen weltweit. Nach dieser WM hatte ich damals das gefühlt 20 kg schwere alte Mountainbike meines Vaters genommen und bin einfach auf diversen Wegen und Forststraßen gefahren. Dann habe ich mich bei einem Rennen angemeldet. Es lief gut und ich konnte im Anschluss für ein Team fahren. Somit nahm alles seinen Lauf. :)
Ein Sieg definiert sich nicht immer über den ersten Platz.
Prinzipiell wählen mein Trainer, mein Coach und ich ein oder zwei Highlights pro Saison aus, auf die dann mein Trainingsplan abgestimmt wird. Mental hab ich in der Vergangenheit schon sehr viel an mir gearbeitet und ich kann sehr viel Ruhe und Kraft in der Natur, aber vor allem in mir selbst finden. Ich denke das Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ trifft sehr genau meine Philosophie.Gerade auf Langstrecken ist es der Kopf, der über Sieg oder Niederlage entscheidet. Wobei ich hier anmerken möchte, dass „Sieg“ ein sehr weitläufiger Begriff ist, der sich nicht immer durch den ersten Platz definiert. Die Ernährung ist auch ein großes Vorbereitungsthema. Ich habe hier in der Vergangenheit sehr viel ausprobiert und habe mittlerweile einen sehr guten Weg gefunden.
Schicksalsschläge haben mich schon sehr früh begleitet. Sowohl familiär als auch gesundheitlich. Ich denke, wir wachsen an unseren Aufgaben und Herausforderungen im Leben. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind begrenzt. Man kann entweder aufgeben oder weitermachen und aus dem Erlebten wachsen und stärker werden. Daher weiss ich, dass ich mit Rückschlägen umgehen kann.
Ich habe mich bewusst für Zweiteres entschieden. Aufgeben war für mich nie eine Option, denn wir haben schließlich nur ein Leben.
Ich glaube, dass gerade die kleinen Dinge im Leben einem sehr viel geben können. Das bewusste Erleben von Momenten, wie z.B.: mit meinen Hunden, die jeden Tag wedelnd vor mir stehen und für die es einfach das Größte ist gemeinsam Zeit zu verbringen. Die Natur, das Rauschen des Wassers, der Duft von Wald und Wiesen. Die glücklichen Kühe auf unseren Weiden. Zeit mit meinen Freunden, Familie. Wenn man all das bewusst erlebt, gibt das einem sehr viel Kraft und positive Energie. Gerade heutzutage, wo das Streben nach mehr, mehr Geld, mehr Materiellem, zunimmt, sollte man sich auf das „Einfache“ besinnen.
Die Frage ist, entmutigt von was? Entmutigt von der Diagnose, vom Leben und den Herausforderungen oder vor einem Rennen? Ich war nie entmutigt, denn ich habe mich den Dingen gestellt. Diesbezüglich gab es für mich keine andere Wahl.
Rückschläge sind normal und gehören dazu – das ist menschlich. Aber auch an einem Rückschlag kann man etwas Positives sehen, denn danach geht es wieder aufwärts. Wichtig ist herauszufinden: Wie kann ich möglichst gut mit Rückschlägen umgehen?
Solange man an das Leben glaubt, kann vieles wieder besser werden.
Ziele sind sehr wichtig für mich. Denn ohne Ziele gibt es kein Weiterkommen. Für mich wäre der Stillstand das Schlimmste. Das gilt sowohl geistig als auch körperlich, sportlich und beruflich.
Ich war nie entmutigt, denn ich habe mich den Dingen gestellt
Im Grunde geht es bei den meisten darum, dass sie unzufrieden sind. Viele sind unglücklich mit ihrem Gewicht, andere sind unglücklich, weil sie einen Unfall hatten und nicht mehr das machen können, was sie wollen oder auch psychisch unglücklich mit ihrem Leben sind. Im Grunde gilt für alle nicht aufzugeben, sondern ein Ziel zu formulieren. Wo will ich hin, was soll der Zustand sein und bis wann will ich das erreicht haben. Eine meiner stärksten Aufgaben ist - ganz klar - ihnen Mut zu machen um dort hinzukommen. Danach folgen ein Trainingsplan, eine Umstellung im Alltag, aber auch eine geistige Umstellung.
Nach meinem Unfall zu Beginn dieser Saison und dem dadurch bedingten kompletten Saison-Ausfall, ist mein Ziel meine Belastbarkeit des Fußes/Beines wieder bis Ende Oktober zu erlangen. Für die Saison 2017 gibt es Ideen, die aber natürlich von der vollständigen Genesung abhängen. Ich würde vorschlagen, wir reden Anfang 2017 noch mal darüber.
Vielen Dank für das spannende Interview!