Immer wieder zieht der steile Steig unter mir vorbei, schlängelt sich am Grad entlang immer höher bis er am Plateau des Berges ankommt. Geschafft. Ein Blick auf meine Laufuhr – sogar schneller als gedacht. Also nochmals. Und mit diesem Gedanken bin ich auch schon wieder am Fuß des Pfades. Und es geht von Neuem los. Teilweise sehe ich den Weg genau vor mir, zuerst noch ein wurzeliges Waldstück, spüre meine Atmung und die Anstrengung in meinen Beinen, teilweise fliege ich wie ein Adler über den Pfad und sehe mir selbst beim Laufen zu. Ganz oben schlüpfe ich sogar in die Rolle eines Zuschauers und sehe meinem Körper zu, wie er die letzten Höhenmeter zurücklegt.
Was sich wie ein wirrer Traum anhört, ist auch fast einer. Denn ich liege im Bett, habe meine Augen geschlossen und lausche der Luft, die durch meine Nase ein- und ausfließt. Und doch absolviere ich gerade einen wichtigen Teil meines Trainings für den in wenigen Tagen anstehenden Ultramarathon. Der von mir oben beschriebene Streckenabschnitt ist nämlich die technische und konditionelle Schlüsselstelle des Wettkampfs. Auf halber Strecke trifft man auf diese Herausforderung, die ein gewisser Angstgegner für mich ist. Ich träume in diesem Moment also nicht, sondern übe mich in einem Prozess, der sich an die Methodik der systematischen Desensibilisierung, der langsamen und schrittweisen Aufarbeitung eines Angstthemas, anlehnt. Damit habe ich die Schlüsselstelle schon viele Male bezwungen, ihr ihre Übermächtigkeit genommen, alles bevor ich sie jemals wirklich gelaufen bin.
Indem ich mit dieser Übung meine Ängste verringere, komme ich meinem Erfolg um vieles näher, noch bevor der Lauf wirklich begonnen hat. Zusätzlich haben mir die folgenden Schritte sehr geholfen:
In den letzten Tagen vor einem Wettkampf, einer Prüfung oder einem wichtigen Termin überrascht jeden einmal die Panik. Zu wenig trainiert, zu wenig gelernt, die Themen des Termins nicht gut genug vorbereitet – es gibt genug Dinge, vor denen man Angst haben könnte. Lass dich von diesen Angstwogen nicht überrumpeln und vertraue auf deine Vorbereitung. Du hast getan was du tun konntest. Das reicht und mehr ist auch nicht gefragt. Solltest du tatsächlich zu wenig getan haben, dann wirst du dieses Defizit auch durch noch so viel Panik nicht mehr verbessern. Lerne lieber daraus, dich für das nächste Mal besser vorzubereiten und lenke dich nicht mit einem schlechten Gewissen ab, denn jetzt kannst du es ohnehin nicht mehr ändern.
Wie oben beschrieben, kannst du dich mit bestimmten Ängsten schon lange im Voraus beschäftigen. Analysiere deine Ängste und beschäftige dich mit den einzelnen Elementen. Brich deine meist ganz vage definierte Angst in kleine Einzelpunkte runter und erstelle eine Liste von konkreten Punkten, die dir Angst machen. Und dann beschäftigst du dich Punkt für Punkt mit deinen Ängsten. Du wirst sehen: viele der Ängste werden einfach verschwinden, mit anderen wirst du besser umgehen lernen und alle zusammen erscheinen dir nicht mehr ganz so groß und unüberwindbar.
Was für Profis im Sport ganz normal ist, gilt nicht nur dort, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Im Training setzt man Reize, die der Körper in Ruhephasen in Kraft und in Wissen umsetzt. Gerade in den letzten Tagen vor einem wichtigen Ereignis, solltest du deinem Geist und Körper vermehrt Ruhe gönnen. Geist und Körper wissen diese Phase perfekt zu nutzen und du wirst zum notwendigen Zeitpunkt ruhiger, stärker und konzentrierter sein. Eine Pause zu machen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt Stärke und hilft dir dabei, Ausdauer zu entwickeln.
Die letzten Stunden solltest du nicht mit hastigen Vorbereitungen verbringen. Eine viel bessere Vorgehensweise ist, dass du die letzten notwendigen Aktivitäten schon im Voraus planst und wenn möglich auch schon vorher erledigst. Musst du dich noch mit jemanden koordinieren, wissen alle Beteiligten frühzeitig Bescheid? Was wirst du anziehen, welche Dinge musst du einpacken, wann musst du wo sein? Kümmerst du dich früh genug um diese Fragestellungen, genießt du zusätzliche Entspannung und kannst die letzten Stunden besser nutzen. Denn nichts wirft einen so aus der Bahn und kostet so viel Energie wie Last-Minute-Stress.
Nutze die letzten Stunden vor deiner Prüfung, deinem Wettkampf oder vor deiner Besprechung nicht für letzte hastige Optimierungen. Versuche nicht noch fünf weitere Beispiele zu lösen, schau dir deine Unterlagen nicht noch ein hundertstes Mal an. Nun geht es darum deinen Geist und Körper in Schwung zu bringen und deine Stimmung zu stärken. Hör dir deine Lieblingsmusik an, genieße eine Dusche, gehe eine Runde spazieren – Hauptsache du bringst dich auf andere, positive Gedanken. Sei zufrieden mit dir. Gib dir mentale High-Fives. Tue, was dir gut tut und was dich in Siegerstimmung bringt. Jetzt bist du bereit.
Wie bereitest du dich auf ein wichtiges Ereignis vor? Bist du nervös oder bleibst du cool? Kennst du Last-Minute-Stress oder bist du immer ausreichend vorbereitet? Wie stärkst du dich? Vielleicht hast du ein paar Tipps für meine letzten Vorbereitungen – ich würde mich sehr freuen! Hinterlasse einen Kommentar oder schreibe an hello@goalifyapp.com